Ölgemälde Henner Kotte
Jürgen Leidert: Henner Kotte

Steckbrief

Name: Kotte
Vorname: Henner
Geburtstag: 17. August 1963
Verstorben: 6. Dezember 2024
Größe: 186 cm
Augenfarbe: blau
Beruf: Autor, Stadtführer, Moderator, Theaterkritiker
Hobby: Krimis lesen und schreiben, Kinderstadtführungen, Lesungen

Henner Kotte - kein Nachruf.

Ein kleiner Brief an einen Freund

Gestern erreichte mich die Nachricht, dass mein lieber Freund und Kollege Henner Kotte gestorben ist. Ich bin immer noch fassungslos und kann es kaum glauben. Von ihm in der Vergangenheit zu sprechen schnürt mir den Hals zu. Darum mache ich das nicht.

Lieber Henner,

was machst du denn für Sachen? Was muss ich denn da von dir hören? Zugegeben, dein Abgang hatte wirklich Stil. Ich glaube, wenn du dir dein Ende hättest schreiben können, wäre es genau die Geschichte geworden, die sich tatsächlich abgespielt hat. Aber trotzdem...das hätte ruhig noch eine ganz lange Weile warten können. Henner, du wirst uns alles schmerzlich fehlen, tust es schon jetzt. Wie soll denn Leipzig ohne einen seiner besten Gästeführer auskommen? Wer soll denn jetzt diese einmaligen Krimi-Rundgänge machen? Das hast du wirklich nicht bis zum Schluss durchdacht, mein Freund.

Im Ernst: ich wollte noch viele Abende mit dir im StuK (Leipziger Studentenkeller e.V.) sitzen, Bier trinken, über die Arbeit und das Leben reden, über Literatur und Politik. Du hinterlässt ganz viele Kollegen und Freunde, die dich sehr geliebt haben und dich endlos vermissen, schon jetzt. Ich denke an deine dreckige Lache, an deinen derben Humor, an die verbrannte Erde, die du überall hinterlassen hast, wo Unrecht drohte. Ich denke an deine Lügengeschichten und deine wahren Geschichten. Ich denke daran, wie dir vor allem die Rundgänge mit Kindern Halt gegeben haben in der schweren Krebs-Zeit. Ich denke daran, wie glasig dein Blick nach dem dritten Bier wurde und wie du trotzdem von deiner Nüchternheit überzeugt sein konntest. Ich denke an den legendären Pullover, dessen Spitznamen ich nicht öffentlich wiedergeben kann. Ich denke an die Stadtführung im Sitzen und überhaupt an dich und Conny, wie ein altes Ehepaar. Ich denke an deine Begeisterung und deine Weigerung, das Leben mit Schwermut zu tragen.

Man sagt immer, dass man erst weiß, was man hatte, wenn man es verliert. Ich wusste immer, was wir an dir hatten, aber ich merke einmal mehr, dass ich zu vieles auf ein Irgendwann verschoben habe, das nun leider nicht kommen kann. Du wolltest mir noch so viel beibringen. Wir wollten noch ein Projekt für die Erstis im StuK (Leipziger Studentenkeller e.V.) machen. Wir wollten noch zusammen einen schönen Rundgang konzipieren.

Ich habe dich sehr lieb. Und auch wenn es sehr viele Menschen gibt, die dir sehr viel näher standen als ich, geht auch mir ein lieber Freund und Mentor verloren. Es bleibt eine Lücke, um die wir nun alle herum leben müssen und werden. Aber es ist eine Lücke, die niemals gefüllt werden wird.

Die LVZ schrieb, dass dir hängende Köpfe nicht gefallen hätten. Das stimmt. Aber ob dir das nun gefällt oder nicht: einige hängende Köpfe und auch viele Tränen ob dieses Verlustes wirst du nun ertragen müssen. Wir trauern. Und wir werden immer an dich denken. Und dabei werden wir traurig sein und froh. Und ganz viel lachen - versprochen.

Maria Weber und das Team von "Leipzig mal Anders"

Wir verabschieden uns von Henner Kotte.

Die Mitarbeiter vom Capa-Haus

Vor einem Jahr stellte er gemeinsam mit Axel Thielmann bei uns im Capa-Haus Autoren, ihre Texte und Verlage vor, die von den Nationalsozialisten verdrängt, verfolgt, verbrannt und schließlich vergessen wurden. Der vielseitige Schriftsteller, Stadtführer und Chronist verstarb am 6. Dezember mit 61 Jahren.
Er wird fehlen.